DER CHOR
Der Musikverein der Stadt Bielefeld zählt zu den sieben ältesten Chören im Verband Deutscher Konzertchöre. Er entstand in der Blütezeit der bürgerlichen Konzertbewegung, an deren Anfang die Gründung der Singakademie zu Berlin im Jahre 1791 stand. Mit dem 19. Jahrhundert brach das Zeitalter der Laienmusik an. In dieser Zeit erhielt die Musik durch die Beteiligung breiter bürgerlicher Schichten als Mitwirkende und Konzertpublikum eine neue Dimension. Sie war jetzt nicht mehr nur elitären Zirkeln vorbehalten, sondern wurde zu einer Volksbewegung von Singschulen, Oratorien-, Männer- und Kirchenchören. Nicht das Professionelle, sondern die Liebe zum Gesang, die Freude am Musizieren und ein humanistisches Menschenbild standen zunächst bei den Gründern von Gesangs- und Oratorienchören im Vordergrund. Dabei hatte die Chormusik immer mehr die gesellschaftliche Funktion als Angebot kultureller Volksbildung.
Mit der Gründung unseres Musikvereins im Jahre 1820 fand in Bielefeld - damals eine Kleinstadt mit etwa 5.000 Einwohnern - eine kulturelle Erneuerung statt, die zuvor nur in wenigen anderen und größeren Städten vollzogen wurde. Der Musikverein hatte nun maßgebenden Anteil an dem musikalischen Leben Bielefelds: Die Gründung des Philharmonischen Orchesters der Stadt Bielefeld im Jahre 1901 und der Bau der im Jahre 1930 eingeweihten Rudolf-Oetker-Halle gingen unter anderem auf die Initiative des Musikvereins und seiner Mitglieder zurück. Einzelheiten hierzu können Sie unseren „Tonspuren“, der Festschrift zum 175. Bestehen des Musikvereins entnehmen, die wir Ihnen bei Bedarf gerne zusenden.
Der Musikverein ist nicht nur traditionsbewusst, sondern auch zukunftsorientiert. Die Liebe zum Gesang und die Freude zum Musizieren stehen selbstverständlich weiter im Vordergrund. Daneben ist aber die Erarbeitung und Aufführung klassischer Chorliteratur vom 17. Jahrhundert bis heute auf möglichst hohem Niveau wesentliches Ziel unserer Arbeit. In den vielen Jahren seines Bestehens hat unser Musikverein nicht nur regelmäßig die chorsinfonischen Standardwerke aufgeführt, sondern auch immer wieder musikalische Raritäten und weniger bekannte Chormusik - gelegentlich sogar Ur- oder Erstaufführungen - in seine Programme aufgenommen.
Chorleiter ist Bernd Wilden. Begleitet von den Bielefelder Philharmonikern und profilierten Solisten veranstalten wir – mit derzeit etwa 90 aktiven Mitgliedern - drei Konzerte pro Saison in der Rudolf-Oetker-Halle. Zusätzlich geben wir in unregelmäßigen Abständen Sonderkonzerte - zu den Highlights der letzten Jahre zählen Auftritte im St. Petri Dom zu Bremen in den Jahren 2007 und 2008 sowie in der Hauptkirche St. Michaelis in Hamburg im Jahre 2011. Außerdem tritt der Musikverein in Sinfoniekonzerten der Bielefelder Philharmoniker auf und wirkt bei sonstigen regionalen und überregionalen Projekten mit, z.B. der Aufführung der „Sinfonie der Tausend“ von Gustav Mahler am 13.09.2010 unter der Leitung von Lorin Maazel anlässlich des Kulturhauptstadtjahres 2010 und zuletzt bei den Murnau-Festspielen am 08.11.2013 anlässlich der vielbeachteten und begeistert aufgenommenen Uraufführung der Filmmusik Bernd Wildens zum Stummfilm „Faust“ aus Jahre 1926.
Ein besonderes Anliegen des Musikvereins ist es, allen Kindern und Jugendlichen den Besuch unserer Konzerte zu ermöglichen und sie an die chorsinfonischen Werke heranzuführen. Daher erhalten sie bis zu ihrem 18. Lebensjahr freien Eintritt zu sämtlichen Konzerten (Karten an der Abendkasse).
Namhafte Dirigenten wie Wilhelm Lamping, Heinrich Kaminski, Hans Hoffmann, Michael Schneider, Martin Stephani, Bernhard Buttmann und Wolfgang Helbich haben unseren Musikverein entscheidend musikalisch geprägt und dazu beigetragen, dass unsere Konzerte in Bielefeld und darüber hinaus in Ostwestfalen-Lippe großen Anklang finden.